Vorschau:
Vorschaubild / Materialvorschau Man findet ihn immer wieder, diesen Satz mit fatalen Auswirkungen Tatsächlich sind das ganz schön viele Fehlinformationen bzw. negative Mythen in einem einzigen Satz: Der Begriff „Legasthenie“ ist seit langem in den meisten wissenschaftlichen Disziplinen sowie im Schulrecht ungebräuchlich, hält sich aber hartnäckig in den Medien und dadurch auch im Alltag. Der Ausdruck „nicht heilbar“ suggeriert, dass es sich bei Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten um ein rein medizinisches Problem, also eine Krankheit oder Behinderung handle, die Ursachen für LRS sind allerdings (wissenschaftlich unumstritten) multikausal. Die Unterscheidung „Legasthenie – Lese-Rechtschreib-Schwäche – ’normale‘ Kinder“ postuliert zusätzlich klar trennbare Gruppen, die es diagnostisch so nicht gibt. Der Satz entlastet Betroffene auf Dauer nicht, sondern zementiert die Schwierigkeiten. Diagnostik verrät etwas über die Ursachen, oder? Bei der ICD 10 wird häufig fälschlich behauptet, hier würden Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten als Krankheit klassifiziert. Tatsächlich wird ausschließlich von „umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten“ gesprochen.Die medizinische Diagnose durch Kinder- und Jugendpsychiater*innen erzeugt bei den Beteiligten zunächst oft Erleichterung und das Gefühl, nun zu wissen, woran „es“ liegt. Das stimmt so leider nicht. Was die Diagnose aussagt (bis auf evtl. den IQ) wusste man im Prinzip vorher: Das Kind hat ausgeprägte Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Schreibens und liegt damit am unteren Ende der Leistungsskala. Die Ursachen für die Schwierigkeiten sind durch die Diagnostik nicht klarer. Es gibt keine klar abgegrenzte Gruppe von Kindern mit „Legasthenie“ Die Schwierigkeiten liegen außerdem auf einem Kontinuum, die Grenzen sind letztlich willkürlich und wurden über die Jahre auch immer wieder verändert. Es gibt nicht eine Gruppe von Kindern mit LRS oder „Legasthenie“, dann eine Lücke und dann die Gruppe von Kindern ohne Schwierigkeiten...