Vorschau:
Wochenlang habe ich mich auf mein Wochenende in völliger Einsamkeit gefreut und habe lange überlegt, ob ich überhaupt darüber schreiben sollte. Es scheint widersinnig, einige Tage zu Pilgern, die Abstinenz von Hektik und Alltag zu zelebrieren und im Anschluss genau darüber zu schreiben und wieder in den Trott zu fallen. Warum nicht einfach schweigen? Das Erlebte tief in die Seele einatmen und genießen? Durchschnittlich atmet ein Mensch etwa 25.000 mal pro Tag. Ein. Aus. Am besten tief in den Bauch und nicht in die Brust. Im hebräischen Original der Bibel (bzw. der Tora) ist das Wort „Atem“ das gleiche wie für „Seele“. Ist das nicht ein interessanter Gedanke? Diese tiefe Verknüpfung von Atem und Geist? Was tue ich mir an, wenn ich tief und bewusst atme? Wenn ich dieses Wochenende hier niederschreibe, dann nicht, um ihm den Zauber zu nehmen sondern, ganz im Gegenteil, ihn in meinem Bewusstsein zu halten. Ein Aufschreiben gegen das Vergessen, gegen meinen Alltag. Meine erste Tour hat mich Freitag über einige Stunden durch die Wälder an der Rur entlanggeführt. Ich habe mir im Vorfeld eine dieser Wanderapps heruntergeladen und mir wochenlang die Strecke zusammengebastelt. Außerdem habe ich über meine Lauf-App zahlreiche Freunde herausgefordert. Wenn ich schon laufe, dann wollte ich Tirby aus Kamerun, Steffie aus Holland und Cin aus Brasilien deklassieren. Das widerspricht zwar dem Geist des Pilgerns – aber die Chance hätte sich nichtmal der heilige Franziskus entgehen lassen! In der Wirklichkeit angekommen habe ich mich dann aber kein einziges Mal an meine...