Vorschau:
Nun, da die Schule pausiert nutze ich viel freie Zeit, um mit dem Hund laufen zu gehen. Stress und Ärger und Gedanken rauszulaufen. Manchmal genieße ich die Stille – aber oft genug auch ein Hörbuch. Während ich auf den Fernseher gerne auch grundsätzlich verzichten könnte, sind Hörbücher für mich ein Mittel zum Abschalten. Ich habe es beim Kollegen Rau zu schätzen gelernt, dass er alldieweil über seine Lektüren schreibt. Etwa zwei von drei Büchern breche ich innerhalb der ersten zwei Stunden ab. Entweder, weil mich die Handlung langweilt oder ich ihr abends im Halbschlaf nicht folgen kann oder – mindestens ebenso häufig – weil der oder die Sprecher*in mir nicht zusagt. Stay away from Gretchen Im August hatte ich von meiner Ferienlektüre berichtet, hatte „Stay Away grom Gretchen“ von Susanne Abel jedoch erst halb durch. Der Roman verfolgt zwei Handlungsstränge: Zum einen Oma Gretas Leben während und nach dem zweiten Weltkrieg und zum anderen dem ihres Sohnes Tom, der in der Gegenwart ein bekannter Fernsehmoderator ist. Ein Foto seiner Mutter, das sie mit einem schwarzen GI und einem kleinen schwarzen Mädchen abbildet, macht ihn stutzig: Wer ist der Soldat und wer ist das Mädchen? Der Roman hat mich aus verschiedenen Gründen tief bewegt. Ich ahne, dass meine eigenen Großeltern ähnlich traumatische Nachkriegserfahrungen erlebt haben. Ähnliche Ressentiments erlebt oder  – vielleicht eher – selbst ausgesprochen haben. Über Stunden hinweg taucht man ein in ein vergangenes Deutschland, in dem die Menschen nach ihrer Identität gesucht und Existenzen neu aufgebaut haben. Der gegenwärtige Protagonist Tom dagegen erinnert mich im Setting an meine eigene, vor zwei Jahren verstorbene Lieblingstante. Auch sie war Journalistin und ihre kühle, nüchterne Sachlichkeit erlebe ich in den Redaktionsszenen dort wieder. Das Buch hat mich wehmütig gemacht, mich lachen und – ja, wie angekündigt – Rotz und Wasser heulen lassen. Eine...