Vorschau:
Von einem Pastorenkonvent aus schickt mir meine Frau via Whatsapp das Foto eines Kreuzes. Eine Erfurter Baptistengemeinde hat es erschaffen und das besondere an diesem Kreuz ist das Holz. Es ist alt. Und es stammt aus einem Konzentrationslager. Mir ist noch nie ein krasseres Bild des christlichen Glaubens begegnet, als dieses Kreuz. Aller Schmerz, aller vorstellbarer Zerbruch in diesem Symbol vereint. „Wir alle standen schon an Gräbern und haben bittere Tränen geweint“, hat mir eine Freundin neulich gesagt. Meine letzte ist erst einen Tag her. Eine liebe Omi aus meiner Kirchengemeinde ist gestorben. Eine Uromi. In hohem Alter. Umgeben von ihren Lieben. Wie man es sich wünscht, nicht wahr? Und trotzdem sitzen beim Gedenkgottesdienst fünfzig Leute und heulen Rotz und Wasser. Beerdigungen sind so endgültig. Kein weiteres Wort mehr. Keine zweite Chance. Was zerbrochen war, kann nun nicht mehr in Ordnung gebracht werden. Ich ertrage Beerdigungen kaum. Im Spiegel lese ich heute, dass in Hamburg jede...