Vorschau:
Axel Krommer, Dozent der „Didaktik der deutschen Sprache“, beschreibt in einem spannenden Artikel das Klassenzimmer als „chinesisches Zimmer“. Zusammengefasst beschreibt er folgendes Gedankenexperiment: In einem geschlossenen Zimmer sitzt ein Mann, der beliebige chinesische Zeichen X nach einem Handbuch in ein passende chinesische Zeichen y umwandelt, ohne auch nur ein einziges Zeichen zu verstehen. Wenn durch einen Briefschlitz auf der einen Seite ein Zettel mit kryptischen Zeichen eingeworfen wird, dann „übersetzt“ er getreu dem Handbuch und verfasst einen neuen Zettel mit passenden Zeichen, den er auf der anderen Seite des Zimmers auswirft. Was der Mann nicht weiß: Links werden Fragen eingeworfen und er schreibt – weil es ein gutes Handbuch ist – die passenden Antworten auf. Von außen sieht das aus, als könnte der Mann im Inneren chinesisch. In Wirklichkeit wird seine Kompetenz nur simuliert. In Schule, so Krommer, geht es zu oft nur darum, stumpf irgendwelchen Anweisungen zu befolgen und ein Verständnis zu simulieren. Um echte Kompetenzen, um wirkliche Freiheiten und echtes Denken geht es kaum. Ich kann Gedankengang und Argumentation an vielen Dingen nachvollziehen und habe doch das Gefühl, dass die beschriebene Perspektive zu einseitig ist. Dazu ein alternatives Gedankenexperiment. Der „chinesischen Garten“ Während der Mann oben ins chinesische Zimmer gesperrt wurde, darf seine Frau allerlei Freiheiten genießen. Sie wird vom Kaiser in seinen chinesischen Garten geführt und hat dort nur eine einzige Aufgabe: Sie möge ein tolles, zum Garten passendes Möbelstück entwerfen. Dabei darf sie sich ganz frei fühlen, sie unterliegt keinerlei Zwängen – obwohl natürlich jeder einen handwerklich sauber gefertigten Stuhl von einem schiefen Nagelbrett-Unfall unterscheiden kann. So steht die Frau also im Garten. Linkerhand eine Werkstatt mit allerlei wunderlichen Werkzeugen. Oberfräse steht...