Vorschau:
Jeden Samstag ist bei uns in der Familie „Lesetag“. Ursprünglich aus dem wenig romantischen Grund eingeführt, meine Tochter wenigstens an einem Tag der Woche zum Lesen zu zwingen, hat er sich mittlerweile zu einer liebgewonnenen familiären Tradition entwickelt. Jim Knopf Aktuell lesen wir „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Immer abwechselnd ich und die Große ein Kapitel, zwischendurch die Kleine eine ganze Seite oder die wörtliche Rede. Das Buch hat alles, was man braucht, um eine Sechsjährige zu begeistern: Ein Kind steht im Mittelpunkt des Buches, es gibt nicht nur einen Drachen, sondern eine ganze Drachenstadt, eine Prinzessin muss gerettet werden und – Spoileralarm – es gibt auch Meerjungfrauen und eine Piratenbande. Viel Abenteuer in relativ kurzen, vorlesefreundlichen Kapiteln. Zwischendurch bemerke ich bei meiner ältesten Tochter immer wieder eine gerunzelte Stirn. Wenn vom „kleinen Neger“ die Rede ist. Oder die Chinesen (lustig gemeinte) Absonderlichkeiten wie Mäuseschwänze und Froschlaichpudding essen und Lukas die Bitte äußert, nicht auch noch „gebratene Schuhbänder“ serviert zu bekommen. „Das ist schon irgendwie rassistisch, oder?“, fragt sie irgendwann. Rassismus in der Literatur Das löst in mir einen längeren Denkprozess aus. Ich kann mich noch gut an den gesellschaftlichen Aufschrei erinnern, als vor Jahren die Bücher von Ottfried Preußler und Astrid Lindgren sprachlich angepasst wurden....