Vorschau:
Ein, vom Namen her berühmtes Gesetz aus der Quantenphysik ist die „Heisenbergsche Unschärferelation“. Es beschreibt die Tatsache, dass man von einem Atom immer nur entweder dessen Ort oder dessen Impuls bestimmen kann. Das bedeutet, je genauer ich die Position des Objekts lokalisiere, desto unschärfer wird sein Impuls, also seine Geschwindigkeit in eine beliebige Richtung. Bestimme ich jedoch diesen Impuls ganz genau, dann weiß man nicht mehr, wo das Objekt genau ist. In meinem Alltag finde ich oft eine Entsprechung der Heisenbergschen Unschärferelation: Greta Thunberg fordert die Welt heraus, ökologischer zu denken und geht mit gutem Beispiel voran. Aber augenblicklich wird versucht, Gretas Position ganz genau zu bestimmen: Hat sie im Zug eine Plastik-Tupperdose benutzt? Ist ihre Reise auf dem Segelschiff nicht klimaschädlicher als ein Flug? Und je genauer da hingeschaut wird, desto mehr verlieren wir die Richtung ihres Anliegens aus den Augen: Leute! Wir verlieren den Fokus! (Und während in Brasilien der halbe Regenwald brennt, diskutieren wir über die CO2-Belastung ihres symbolischen Bötchens.) Solche Beispiele finden sich zuhauf. Ein Aufreger der letzten Woche war das Gespräch des lokalen AfD-Politikers Thomas Naulin, der Angela Merkel gegenüber eine fehlende Meinungsfreiheit in diesem Land beklagte. Im Fokus steht die absurde Klage Thomas Naulins, im Fokus steht die bestimmte Antwort Merkels, im Fokus steht die absurde Verschwörungstheorie, dass es sich um einen verkleideten linksgrünversifften Gutmensch gehandelt habe und keinesfalls um Thomas Naulin. Das singuläre Ereignis wird immer genauer betrachtet –...