Vorschau:
Vielleicht ist die Advents- und Weihnachtszeit eine gute Gelegenheit, mal wieder über diese Tatsache nachzudenken. Mal wieder, denn schon Laotse hat sie vor rund 2.500 Jahren im „Tao Te King“ dargestellt und seither schrieben und schreiben unendlich viele weitere Weise und Philosophen aller Kulturen darüber: Wir Menschen sind nur Gast auf Erden. Wenn ich von Freunden zu einem gemütlichen Abendessen eingeladen werde, bin ich Gast bei ihnen. Ich betrete ihre Wohnung und richte mich nach ihren Gewohnheiten. Vielleicht ist es angemessen, die Straßen- gegen Hausschuhe zu wechseln, vielleicht auch nicht. Ich bin so zurückhaltend, wie ihre Art es vorgibt, und so offensiv, wie sie gestimmt sind. Ich schaue mich um und entdecke Bilder und Deko-Artikel, die mir vielleicht mehr oder weniger gefallen – es ist ja nicht mein Zuhause, sondern das Ihre, in dem sie sich wohlfühlen wollen. Worte der Anerkennung dazu sind auf jeden Fall willkommen. Ich genieße das Essen, das mit Sorgfalt und Liebe vorbereitet worden ist, und es fällt mir leicht zu sagen, wie gut es mir schmeckt. Vielleicht gibt es jedoch auch Gänge, die mir nicht munden oder die ich nicht vertrage – dann erkläre ich, dass es mir leid tue und weshalb ich darauf verzichte. Die Reaktionen waren in solchen Fällen bislang stets verständnisvoll. Wenn ich Gast bei Freunden bin, richte ich mich also nach ihnen und nehme Rücksicht auf sie. Meine Freunde sind jedoch auch, genauso wie ich selbst, Gäste – Gäste auf dieser unserer Erde. Wir haben natürlich einmal gelernt, wir sollten sie uns untertan machen. Aber dass das nicht richtig ist, klärt spätestens der 2020 erschienene Sammelband „Bibel falsch verstanden“ auf, erschienen beim Katholischen Bibelwerk. Namhafte katholische Theologen erläutern darin zahlreiche hartnäckig fortbestehende Mythen und fehlerhafte Übersetzungen der Bibel....