Vorschau:
Wenn man in sozialen Netzwerken über Sprachmodelle wie GPT‑3 liest, bleiben genau wie in den Feuilletons die meisten Analysen und Bewertungen auf der phänomenologischen Ebene stehen: Was kann ich im Unterricht damit machen? Was muss ich tun, damit ein Fehler in der Ausgabe auftritt? Welchen Einfluss werden Sprachmodelle auf die Schule der Zukunft haben? Warum sollten Sprachmodelle in der Schule nicht verboten werden? […] Eine Analogie Wenn ich mit Schulklassen das erste Mal mit Indikatoren im Chemieunterricht experimentiere, kommt es für viele zunächst nicht darauf an, warum ein Indikator eine bestimmte Farbe hat, sondern eher darauf, wie sich möglichst viele unterschiedliche Farben durch wahlloses Zusammenkippen erzeugen lassen. Ich könnte dabei in Anerkennung der individuellen Neugier Fragen stellen, die auf einem ähnlichen phänomenologischen Level wie die sozialen Medien zur Sprachmodellen diskutierten Fragen operieren. Durch welchen Mengenverhältnisse bekomme ich welche Farbe hin? Wie kann ich diese Farben außerhalb des Labors nutzen? Welchen Einfluss hat das neue Farbspektrum auf die Entwicklung neuer Wandfarben? Stellt diese Neuentwicklung nicht grundlegende Verfahren der Farbherstellung und des ästhetischen Empfindens in Frage? Diese Fragen sind berechtigt. Aber eigentlich sind die Indikatoren z.B. ein Mittel, um sich generellen Stoffeigenschaften (sauer / alkalisch) auf einer phänomenologischen Ebene anzunähern, Gesetzmäßigkeiten zu entdecken und daraus weitere allgemeine Aussagen abzuleiten. Niemand käme hier auf die (didaktische) Idee, hier auf der Ebene der Phänomene stehenzubleiben oder Menschen auf Basis der bloßen Beobachtung dieser Phänomene etwas „vermitteln“ zu wollen. Was ich selbst über Sprachmodelle weiß Sprachmodelle erlebe ich zurzeit selbst auf einer...