Vorschau:
Zunehmend erlebe ich in Beratungssituationen, dass sich Lehrerkollegien – vorwiegend im gymnasialen Bereich – gegen eine 1:1 Ausstattung aussprechen und – falls sich das durch öffentlichen Druck nicht verhindern lässt – dann wenigstens für eine möglichst späte, etwa in der Oberstufe. Tatsächlich halte ich es für falsch, den Grad der Digitalität einer Schule an der möglichst häufigen Nutzung digitaler Geräte zu messen. 1:1‑Klassen mit elternfinanzierten Geräten sind noch lange kein Garant dafür, dass die potentiale digitaler Werkzeuge auch tatsächlich genutzt werden. Diese Geräte stellen eine Störung dar – eine wortwörtliche durch ihr Ablenkungspotential – aber eben auch eine systemische Störung und (etablierte) Systeme konfigurieren sich immer so um, dass die Auswirkungen von Störungen minimiert werden. Das geschieht auch in Systemen, die eine 1:1‑Ausstattung haben: Nach außen gibt es gar nicht so selten deutlich positive Darstellungen, wohingegen die natürlich im Inneren vorhandenen Schwierigkeiten und Konflikte ausgeblendet sind – dabei ließe sich daran m.E. viel lernen. Daher ist aus Sicht des Systems völlig logisch, Geräte nicht ständig im Unterricht präsent zu haben oder wenn, dann in möglichst späten Entwicklungsphasen. Bemerkenswert sind dabei oft die Art und Weise des Diskurses mit den seit Jahren wiederkehrenden Argumenten. Alle gängigen Argumente sind seit Jahren diskutiert und wissenschaftlich eingeordnet, manche bis heute nicht zufriedenstellend ausdiskutiert, aber ebendiese Diskussionen müssen immer wieder neu geführt werden und der Anspruch, „dass das ja alles allmählich klar sein müsste“, läuft ins Leere – weil der Prozess zu Einsichten führt und nicht das bloße Lesen. Diese Art des...