Vorschau:
Ein Gespräch mit Journalistin Catrin BoldebuckWir leben in einer Klassengesellschaft, jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in Armut auf. Die stern-Journalistin Catrin Boldebuck hat einige dieser Kinder und Jugendlichen begleitet und jahrelang intensiv zu den Themen Chancengerechtigkeit und Bildung recherchiert. Mit ihrem neuen Buch lenkt die Autorin den Blick auf eines der drängendsten Probleme unserer Gesellschaft. Höchste Zeit, sich mit den Ursachen und Folgen von Kinderarmut auseinanderzusetzen – und Maßnahmen dagegen zu ergreifen.Simone Fleischmann, stellvertretende Bundesvorsitzende des VBE und BLLV-Präsidentin, führte zusammen mit zwei BLLV-Mitarbeitenden ein Gespräch über Bildungsgerechtigkeit, das hier in Auszügen wiedergeben wird.Simone Fleischmann: Liebe Frau Boldebuck – Bildungsgerechtigkeit ist immer wieder Ihr Thema. Warum greifen Sie es jetzt erneut auf und warum gleich in einem ganzen – übrigens sehr spannenden – Buch, zu dem ich Ihnen in sehr vielen Punkten übrigens zustimmen kann? Catrin Boldebuck: Schule sollte der zentrale Moment sein, wo die soziale Herkunft keine Rolle spielt. Aber wir sehen leider, dass deutsche Schulen – und da macht Bayern leider keine Ausnahme, denn vor allem in Bayern hängt der Bildungserfolg stark vom Elternhaus ab – nicht in der Lage sind, soziale Unterschiede auszugleichen. Das heißt, die Kinder kommen an die Schule mit einem Entwicklungsunterschied von bis zu drei Jahren. Also beim Malen, beim Ausschneiden oder in der emotionalen Regulierung, das heißt: Wer kann wie mit Wut oder auch mit positiven Gefühlen umgehen. Diese Unterschiede haben sehr viel damit zu tun, in welchem sozialen Umfeld die Kinder aufwachsen. Die Schule sollte in der Lage sein, das auszugleichen....
